Verein zur Zeitgeschichte Mödling

15.September 2023 in gestern & heute, herausfordernd, interessant

Vor kurzem wurde in Mödling der „Verein zur Zeitgeschichte Mödling“ gegründet.

www.zeitgeschichtemoedling.at

In der Stadt wird seit einigen Jahren von vielen Bürger:innen daran gearbeitet, Abschnitte des 20. Jahrhunderts aufzuarbeiten, die dramatisch waren, aber in der Zeit danach scheinbar „in Vergessenheit“ geraten sind. In erster Linie waren das die Jahre der NS-Herrschaft mit ihren brutalen Wirkungen auf einen Teil der Bürger:innen der Stadt.

2003 wurden aus Mödling Vertriebene im Zuge eines „Reunion“-Projekts eingeladen. In diesen Tagen wurde das Denkmal für die Synagoge eingeweiht. Seit 2006 wurden bis heute 41 Stolpersteine für durch die Nazis Ermordete an ihren jeweils letzten Wohnorten gelegt. Seit Jahren finden Führungen in Mödling zu den Plätzen früherer Präsenz jüdischen Lebens durchgeführt, die sich großen Interesses erfreuen.

Für alle diese Aktivitäten soll der neue Verein ein organisatorisches und rechtliches Dach bieten.

Wobei der Verein ganz bewusst nicht als Gedenkverein aufgesetzt ist. Denn wir wollen uns nicht ausschließlich um die Zeit der NS-Diktatur annehmen, sondern darüber hinaus auch andere Aspekte der jüngeren Geschichte der Stadt erarbeiten. Tatsächlich hat die Nazi-Zeit, das Schicksal der Opfer und die Akzeptanz / die Mitwirkung der Bevölkerung bei Beraubung, Vertreibung und Ermordung der Nachbarn und das laute Schweigen nach Kriegsende natürlich einen ganz besonderen Stellenwert.

Der Verein soll dem Erfahrungsaustausch dienen, besseren Zugang zu Archiven schaffen, Möglichkeiten zur Veröffentlichung bieten und so allen Interessierten authentische und gut aufgearbeitete Sichten auf erst jüngst vergangene Zeiten und Ereignisse in der Stadt und deren Umgebung ermöglichen.

Der Verein nimmt auch Kontakt zu Organisationen mit ähnlichen Zielsetzungen auf und organisiert selbst Veranstaltungen bzw. bewirbt solche in anderen Gemeinden. Bis jetzt sind wir Mitglied im Verein Geschichte der Stadt Wien und im Gedenkverein Guntramsdorf.

Sämtliche Aktivitäten, Publikationen und Veranstaltungen werden regelmäßig per – elektronischem – RUNDBRIEF kommuniziert.

Wer Interesse hat: die Mitgliedschaft kann ganz einfach unter https://www.zeitgeschichtemoedling.at/verein/ beantragt werden.

Blick über den Freiheitsplatz (damals Adolf-Hitler-Platz) mit Markt und eingerüsteter Pestsäule Richtung Enzersdorfer Straße | {Sommer} 1939
c Stadtarchiv Mödling

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Wieder eine vertane Chance - schade!

10.Juni 2023 in traurig, vermischt

Die aktuelle schwarz-rote Stadtregierung ist leider in vielerlei Hinsicht visionsbefreit. Es wird administriert, sinnvolle und zukunftstaugliche Pläne sind leider Mangelware.

Vor allem im Bereich der Mobilität und der Stadtplanung mangelt es an Kreativität und es gibt kaum Ideen.

Ein Beispiel ist die alte Diskont-Tankstelle in der Badstraße. Mit viel Mühe konnte die Tankstelle noch von der Vorgänger-Regierung erworben werden. Jetzt steht sie schon 2 Jahre leer und ist ein echter Schandfleck im Zentrum. Bis vor kurzem gab es dort eine Corona-Impfstraße – wenigstens etwas. Was aber nach dem nun wohl anstehenden Abriss der Tankstelle entstehen soll: Fehlanzeige! (Wahrscheinlich wird Platz für Autos geschaffen, statt für Menschen sinnvoll zu gestalten).

Ein anderes aktuelles Beispiel ist eine vergebene Chance für einen Lückenschluss im Radwegenetz in der Wiener Straße.

Sehr vernünftig wurde vor Kurzem im Zug der Planung des Hyrtlplatzes eine Durchwegung für Zu-Fuß-Gehende und Radfahrer*innen neben der Hyrtlkirche zwischen der Wienerstraße und der Bachpromenade geschaffen.

.

Diese Verbindung schafft eine kurze Verbindung zwischen der Schöffelstadt und der Rad-Achse entlang des Mödlingbachs. Damit wurde anlässlich des Neubaus am Gelände des früheren Rotes-Kreuz-Lagers eine Gelegenheit zur Gestaltung wahr genommen. Verantwortlich für dieses Projekt war ein GRÜNER Palnungsstadtrat, Rainer Praschak.

Duursmagasse September 2021

Aber noch eine weitere vernünftige Idee wurde angedacht und umgesetzt und ich muss der Wahrheit Genüge tun und festhalten, dass diese schon im Zuständigkeitsbereich von StR Panny (SPÖ) enstand: das Umdrehen der Einbahn in der Duursmagasse.

Der Einbahnzug vom Schulweg über die Hyrtlgasse, der Kreisverkehr an der Ecke zur Duursmagasse und die Einbahn weiter durch Duursmagasse selbst zur Wienerstraße könnte eine Lösung für die unbefriedigende Verkehrssituation, insbesondere zu Zeiten des Schulbeginns im Gymnasium Bachgasse sein.

In der Duursmagasse wurde für Radfahrer*innen, die von der Wienerstraße kommen, „Radfahren gegen die Einbahn“ verordnet und damit ein viel zu enger Radstreifen am Gehsteig ersetzt.

Das war die Situation bis zum Umbau der Duursmagasse

Aber wenn man schon die Wienerstraße und die Duursagasse angreift, wäre es ein Leichtes gewesen, eine Lücke im Radwegenetz zu schließen: nämlich zwischen dem Hyrtlplatz und dem „Mödlinger Spitz“ und damit die Verbindung zur Neudorferstraße.

Wienerstraße vom Hyrtlplatz in Richtung Westen. Q: Google Street Map
Wienerstraße vor dem „Mödlinger Spitz“, August 2021 Q: Google Street Map

In Richtung Neudorferstraße gibt es von der Bahnbrücke einen – zugegeben nicht optimalen – gemischten Fuß-/Radweg entlang der Wienerstraße, der unmittelbar nach der Fußgänger*innen-Ampel am Hyrtlplatz in einen ganz kurzen Mehrzweckstreifen auf der Fahrbahn übergeht und unmittelbar danach endet.

Den weiteren Weg bis zum „Mödlinger Spitz“, also der Kreuzung Wienerstraße / Neudorferstraße / Duursmagasse / Theresiengasse muss man/frau mit dem Rad gemeinsam mit den – vielen – Autos auf der Fahrbahn fahren. Die Abbiegespur in die Duursmagasse verunmöglichte bisher einen durchgehenden Radweg vom Hyrtlplatz zum „Mödlinger Spitz“. Nun wurde aber gerade die Einbahn in der Duursmagasse umgedreht und damit fiel der Abbiegestreifen in der Wienerstraße weg. Die Stadt hätte einen Radweg vom Hyrtlplatz zum „Mödlinger Spitz“ durchziehen können. Hätte!

Tatsächlich wurde Platz für 4 bis 5 Parkplätze und ein kleines Hunderabatt´l gebaut.

Um knapp 100m geht es

Unmittelbar vor der Kreuzung Wienerstraße / Duursmagasse wurde auf der „übrig gebliebenen“ Fläche ein hässlicher und unnötiger Asphaltfleck aufgebracht.

Man hätte statt der Rasenfläche den Radweg bis zur Duursmagasse vorziehen und ein bissl Grün an Stelle der Asphaltfläche unterbringen können. Wenn man gewollt hätte…

Sinnvoll wäre die Verbindung vor allem auch für alle die gewesen, die über den erst 2019 geschaffenen Radweg entlang der Neudorferstraße in Richtung Westen weiter fahren wollen.

Die Gelegenheit ungenutzt lassen ist schon ärgerlich und kommt sicher daher, dass die aktuell politisch Verantwortlichen nicht mit dem Rad fahren und kein Gefühl für die Bedürfnisse der Radfahrer*innen in unserer Stadt haben.

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Im Wildnisgebiet Dürrenstein

10.Juni 2023 in GRÜN, interessant, konkret

Am 3. Juni haben die GRÜNEN einen Ausflug ins Wildnisgebiet Dürrenstein organisiert.

Wir konnten bei einer exklusiven, geführten Wanderung einen Teil des unberührten Waldgebiets kennen lernen und die wichtigsten Unterschiede zwischen einem natürlichen und einem Wirtschaftswald “live” erleben.

Es war ein sehr interessanter und eindrucksvoller Tag – und wichtig, wenn man die Chancen und Risiken der Waldbewirtschaftung auch angesichts der Klimakrise besser einschätzen will.

Aus Dokumentationen der Schutzgebietsverwaltung Wildnisgebiet Dürrenstein-Lassingtal:

Größter Urwaldrest des Alpenbogens

Das Wildnisgebiet Dürrenstein-Lassingtal bewahrt mit dem Urwald Rothwald den größten Urwaldrest des Alpenbogens. Es ist ein IUCN anerkanntes Schutzgebiet der Kategorie Kat. Ia + Ib und seit 2017 UNESCO-Weltnaturerbe. Mit seinen Natur­wäldern ist es ein wichtiger Baustein im Bestreben seltene Ökosysteme mit ihren Tier-, Pflanzen- und Pilzarten dauerhaft zu sichern.

Atemberaubend einmalig

In Mitteleuropa gibt es nur wenige Gebiete, die den Schutz naturbelassener Lebensräume dienen. Mit dem Urwald Rothwald beherbergt das Weltnaturerbe Wildnisgebiet Dürrenstein-Lassingtal den größten Zusammenhängenden Fichten-Tannen-Buchen-Urwald Mitteleuropas. Dieser Urwald wurde seit der letzten Eiszeit keiner forstlichen Nutzung unterzogen und ist das Ergebnis einer ungestörten, natürlichen Entwicklung. Er weist eine Artenvielfalt auf, die in unseren Wirtschaftswäldern nicht mehr zu finden ist. Besonders der Totholzreichtum und die mächtigen, alten Baumbestände des Wildnisgebietes bieten geeignete Lebensräume für einzigartige Flora und Fauna.

Lebewesen im Wildnisgebiet

Das UNESCO Weltnaturerbe Wildnisgebiet Dürrenstein-Lassingtal beherbergt eine Vielzahl an unterschiedlichsten Arten. Viele von ihnen sind vom Aussterben bedroht oder können nur mehr hier angetroffen werden.“

Tierwelt

Nahezu das gesamte nordalpine Artenspektrum ist vertreten. Neben typischen Arten wie Rothirsch, Gämse und Schneehase können auch Wildschweine beobachtet werden. Fallweise zieht auch ein Luchs durch. Charakterarten sind weiters der Bergmolch, der Alpensalamander, die Kreuzotter, der Steinadler und der seltene Weißrückenspecht.“

Pflanzen und Pilze

Die Wälder des Gebietes entsprechen der typischen Vegetation der Gebirge der nördlichen Kalkalpen. Den größten Teil nehmen Buchen-Tannen-Fichtenwälder ein. Die hohe Standortvielfalt des Gebietes bewirkt eine Aufgliederung dieser Wälder in dicht geschlossene, krautreiche und bodenfrische Bestände sowie in lichte, grasreiche und bodentrockene Hangwälder.“

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Bank Austria in der Wienerstraße schließt !

1.Juni 2023 in GRÜN, schräg, traurig

In der Schöffelstadt, also dem Viertel im Nordosten von Mödling, leben rd. 4.000 Menschen. Das Durchschnittsalter ist höher als in der gesamten Stadt, nicht nur wegen des Altersheims. Es ist eine dicht besiedelte Wohngegend, geprägt von einigen massiven Genossenschaftsbauten – und dem Krankenhaus.

Die Schöffelstadt hat Schulen und Kindergärten, aber wenig kommunale Infrastruktur. Im ganzen Bereich zwischen Südbahn, Grenzgasse und Wienerstraße existiert nur (mehr) ein Nahversorger. In der Buchbergergasse 11.

Vor 10 Jahren habe ich als damaliger GRÜNEr Vizebürgermeister zumindest erreicht, dass der Greissler auch Postpartner wird. Damit kann man zu Öffnungszeiten, die sogar besser sind als bei der Post selbst, Briefe / Pakete aufgeben und annehmen. Man kann auch kleinere Bankdienstleistungen abwickeln, weil der Postpartner auch Filiale der Bank99 ist. Und auch einen Bankomaten gibt´s dort. Das ist gut und wichtig, weil die Bank Austria ihre Filiale in der Schöffelstadt schließt.

Die Schließung der letzten echten Bankfiliale im Viertel ist mehr als ärgerlich und ein Zeichen mangelnder Verantwortung den Menschen gegenüber: Gewinn geht über alles.
Konkret: 2022 hat die Bank Austria einen Gewinn von €823 Mio nach Steuern erzielt. 6 Mal so viel wie im Jahr davor. Erreicht haben sie das unter anderem durch eine „nachhaltige“ Kostensenkung von 6,8%; mit anderen Worten durch Reduktion von Personal und Standorten. Ziel der Bank Austria ist, „ein komplett digitalisiertes und datenbasiertes Unternehmen“ zu sein. Mit anderen Worten: die Kund:innen sollen ihre Bankgeschäfte selbst vom PC daheim erledigen und uns in Ruhe lassen…

Durch die Schließung der Bankfiliale wird aber auch deutlich, dass die Bewohner:innen der Schöffelstadt für alle wichtigen Erledigungen in die „Oberstadt“ gehen müssen: sämtliche Bankfilialen gibt´s westlich des Bahnhofs – und natürlich ist das Gemeindeamt weit entfernt von der Schöffelstadt.
Die Servicestelle der Gemeinde bietet nämlich eine Reihe von wichtigen Leistungen:
Ausstellung von Führungszeugnissen, Strafregisterbescheinigungen, Leumundszeugnissen, Ausstellung von Berechtigungsausweisen für den Sozialmarkt, Hundeanmeldungen und viele Informationen über Angebote der Stadt und von Vereinen.

Mödling hat sich zum Ziel gesetzt, eine Stadt der kurzen Wege zu sein.

Die Schöffelstadt mit ihren Genossenschaftsbauten und dem Krankenhaus

Auch deshalb und als Zeichen der Aufwertung der Schöffelstadt fordern wir GRÜNE eine temporäre Außenstelle der Gemeinde-Servicestelle in der Schöffelstadt.

In einem angemieteten Raum im Bereich Hyrtl-Platz / Stefaniegasse könnte ein Mitarbeiter / eine Mitarbeiterin z.B. einmal pro Woche für die Bewohner:innen zur Verfügung stehen. Die Stadt könnte die Banken der Stadt einladen, zu dieser Zeit eine Beratung mit anzubieten. Sinnvoll wäre es während des Wochenmarktes (Donnerstag).

Wir glauben, das wäre eine wichtige und deutliche Verbesserung der kommunalen Infrastruktur in diesem großen Teil der Stadt.

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Angelobung der Frau Landeshauptmann

23.März 2023 in interessant

Heute wird (wurde) die neue NÖ Landesregierung angelobt.
Mit „normalen“ politischen Kriterien bewertet haben wir in Niederösterreich seit heute eine rechts-rechtsextreme Koalition am Ruder.

Das ist nicht nur schlimm, das ist eine Schande.

Dass der ÖVP die Rechtsextremen näher stehen als alles, was sie links von sich vermuten, ist (leider) bekannt, ist so etwas wie die politische DNA des politischen Katholizismus in Österreich.

Vor ziemlich genau 90 Jahren, am 4. März 1933 hat der damalige christlich-soziale Bundeskanzler Dollfuß, noch heute ein Held für die ÖVP, im Handstreich das Parlament ausgeschaltet und die Demokratie beseitigt. Die rechte Bundesregierung hatte ohnehin auch schon vor dem Putsch massiv gegen die SDAP und das Rote Wien agiert, ihren Todfeind. Aber nach 1933 existierten keine demokratischen Institutionen mehr, auch der VfGH war zur Untätigkeit verurteilt, also gab es keine Hemmungen mehr, gegen die Sozialdemokratie zu Feld zu ziehen, seit der letzten Wahl 1930 immerhin stärkste Partei im Nationalrat!

Genau in diesen Tagen 1933 wurde in Deutschland Hitler Reichskanzler. Dollfuß nutzte eine formale Panne in der Geschäftsordnung des Österreichischen Parlaments um sich als Mini-Hitler zum Diktator aufzuschwingen. Als die Einflussnahme aus Deutschland dann in den Jahren bis 1938 immer massiver wurde, gaben die Christlich-Sozialen letztlich lieber das Land preis, als mit den Sozialdemokrat:innen auch nur zu reden.

Ich weiß nicht, ob damals viele Leute so naiv waren, an das „christlichen“ Gewissen der „Schwarzen“ zu appellieren; heute tun das einige. Der christliche Charakter der katholischen Parteien hat aber tatsächlich eher alttestamentarische Dimensionen. Letztlich sind „die Roten“ für die ÖVP, wie zuvor für die Christlich-Sozialen Abschaum, G´sindel: „Marxisten“ halt, die den Bürger(lich)en Geld und Privilegien stehlen wollen. Was sie zusammenhält, ist der Wille, die gesellschaftliche Entwicklung aufzuhalten und – wenn sich die Gelegenheit bietet – sie zurückzudrängen. Diktator Dollfuß sprach damals davon, die letzten 150 Jahre der Geschichte rückgängig machen zu wollen, also die Entwicklung seit der Französischen Revolution, den Siegeszug der Aufklärung.

Viel wurde nach 1945 vom „Geist der Lagerstraße“ gesprochen, also von einer Änderung der Einstellung der Politiker:innen der beiden Großen Lager in dem Sinn, auf einander zuzugehen, Kompromisse zu suchen. Es hatte wirklich lange den Eindruck, dass sich das Klima zwischen links und rechts im Licht des Desasters der 30er-Jahre gebessert hätte. Ich bin mir jetzt nicht mehr so sicher: tatsächlich hatte die ÖVP kaum jemals eine praktikable Option, mit den Ex-Deutschnationalen, also der FPÖ gegen die Sozialdemokratie zu regieren – bis zu Schüssel. Die Bildung einer schwarz-blauen Regierung im Feber 2000 war damals „der“ Tabubruch seit dem Krieg, das Zusammengehen der katholischen ÖVP mit ganz rechts.

Seither hat sich die FPÖ immer weiter nach rechts entwickelt – und die ÖVP belohnt sie mit ungebrochenen Akzeptanz, ganz egal welche bis dahin Unsäglichkeiten damit zum common sense werden.

Der bis jetzt letzte Schritt in der Richtung ist die Koalition in St. Pölten. Viele Kommentator:innen konstatieren, dass sich die Niederösterreichische FPÖ schon fast unverhohlen als rechtsextrem gibt, die rechteste Landesgruppe in Österreich ist.

Die Alternative – eine Koalition mit der SPÖ – hat die ÖVP nach kurzem Geplänkel fallen lassen. Die Begründung war ziemlich hanebüchen: die Öffentlichkeit war nicht dabei, also weiß man nicht, was wirklich passiert ist. Vielleicht hat die SPÖ wirklich taktische Fehler bei den Verhandlungen gemacht. Aber die ÖVP-NÖ, die ohnehin nicht gewohnt ist, überhaupt verhandeln zu müssen, hat wieder eine Gelegenheit beim Schopf gepackt, sich von der demokratischen Mitte abzuwenden.

Viele werfen der ÖVP vor, ihre Wähler:innen verraten zu haben. Das ist nicht Ansatzpunkt meiner Kritik. (Die NÖN will gerade eine Zustimmung von 83% der ÖVP-Wähler:innen mit der Koalition herausgefunden haben. Q: NÖN 2023#12). Viele Leute wählen aus unterschiedlichen Gründen die FPÖ. Tatsache ist aber, dass durch dieses ständige Schielen auf Zusammenarbeit mit der FPÖ diese Partei in immer breiteren Kreisen der Bevölkerung ganz „normal“ wählbar wird. Dass die ÖVP durch das Zusammengehen mit den Freunden vom ganz rechten Rand selbst immer mehr ins autoritäre Fahrwasser abdriftet, ist dann nur noch eine logische Folge.

Ganz grundsätzlich: sich dabei immer auf die Entscheidung der Wähler:innen auszureden, ist an sich schon ein Armutszeugnis für eine politische Partei. Ich bin der Meinung, dass Parteien im Wettbewerb Perspektiven aufzeigen, den Wähler:innen auch Denkrichtung anbieten müssen – statt nur hinterherzuhecheln. (Darauf reden sie sich aus, machen sie aber eh nicht, denn letztlich bestärken sie die Wähler:innen natürlich mit ihren Koalitionsentscheidungen.)

Die ÖVP hat diese erneute Grenzüberschreitung jetzt in Niederösterreich versucht und ich habe keinen Zweifel, dass der Bund bei nächster Gelegenheit nachziehen wird. Vielleicht wird es ein außenpolitisch begründetes Feigenblatt geben mit einem Bundeskanzler, der nicht Kickl heisst. Aber vielleicht eh auch nicht.

Deshalb hoffe ich, dass die GRÜNEN bis zur letzten möglichen Sekunde in der Regierung bleiben, denn danach haben wir mit einiger Sicherheit schwarz-braun auch im Bund. (Nehammer hat das ja schon – kaum verhohlen – angekündigt.)

Was bleibt uns, die für einen stabiles, kooperatives, demokratisches politisches System stehen? Außer Verzweiflung…

Wir können hoffen, dass die FPÖ wieder ein Ibiza, eine Hypo Alpe Adria, Knittelfeld oder was immer produziert. Das wird ziemlich sicher eintreten, aber das kostet meist wahnsinnig viel Geld und ist so gar nicht nachhaltig. Gut, eine Wahl ist die FPÖ dann wieder unten. Aber diese Wähler vergessen schnell. (Eine Partei, die ihren Helden auch nach einem finanzielle Desaster in seinem Bundesland und einem „Abgang“ mit besoffenen 140km/h im Wohngebiet ungebrochen feiert, kann sich letztlich alles erlauben.)

Oder, alle, die an einer liberalen Demokratie westlichen Zuschnitts interessiert sind (ich schreib das einmal so schlagwortmäßig), werden sich der Dringlichkeit bewusst und arbeiten in den wichtigsten demokratiepolitischen Fragen zusammen. Ich glaub, die beiden vergangenen Präsidentschaftswahlen waren ein Gradmesser: eine – kleine – Mehrheit will eine offene Demokratie in Österreich, repräsentiert durch Alexander van der Bellen, der dafür – logischerweise – von der FPÖ massiv attackiert wird.

Wenn man jetzt nicht deutlich Flagge zeigt, wacht man möglicherweise in einer politischen Situation auf, die wieder keineR gewollt haben wird…

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29.1.2023 Landtagswahl

30.Januar 2023 in dramatisch, interessant, konkret, persönlich

Kann man sich als GRÜNER über +1% für die eigene Partei freuen?

Kann man sich als GRÜNER über den Absturz der allmächtigen ÖVP freuen?

Kann man sich als GRÜNER über eine jämmerliche SPÖ freuen?

Wenn gleichzeitig eine Partei, die überall sonst in Europa als rechtsradikal eingestuft würde, 1/4 der Stimmen bekommt?

Zur ÖVP

Ich sag nicht, dass die ÖVP für Niederösterreich alles falsch macht / gemacht hat. Kulturell hat sie (OK: Pröll) viel weiter gebracht in dem früher sehr provinziellen Bundesland, hat ein bissl Identität geschaffen und – ehrlich – auch in der Energieberatung / -politik ist einiges gelungen (viel zu wenig, wir wissen es, aber deutlich mehr als in anderen Bundesländern und mit der eNu gibt´s eine Organisation mit vielen guten Leuten, die über viel Know-How verfügen und das auch weiter geben).

Aber natürlich hat die ÖVP das Land Jahrzehnte als ihr Eigentum betrachtet. Jobs nur für die eigenen Leute, sowas gibt´s in Wien schon lange nicht mehr. Die Selbstherrlichkeit der Landespolitik bis hinunter in die Gemeinden ist einer modernen Demokratie schon lange nicht mehr würdig.

Und so hat auch die Wahlwerbung der ÖVP ausgesehen, eigentlich eine Anmaßung! Keine Spur, absolut keine Spur von irgendeiner inhaltlichen Festlegung, sondern nur „ich bin das Land“! / „wählt das Land“!
Auch von „ÖVP“ war auf den Wahlplakaten und -Foldern kaum etwas zu sehen.
„Gemeinsam“ für NÖ! Ausgerechnet die ÖVP für „gemeinsam“???

Bei der Art von Auftritt wurden die Wähler:innen im Unklaren gelassen, ob diese Partei für oder gegen Vermögenssteuern ist / für oder gegen Windräder / für oder gegen Zersiedelung oder what ever – nichts!
OK, man weiß, wie die ÖVP tickt und wohin sie politisch will (dass alles so bleibt und vor allem die ÖVP ihre Macht und Positionen behält): aber in der Wahlwerbung war nichts zu sehen oder zu hören!
Die ÖVP ist das Land. Und eine Stimme für die ÖVP ist eine Frage der Loyalität zum Bundesland. Gespenstisch!

Dass die ÖVP in einer Zeit, in der Skandale ohne Ende publik werden, ihre Hosen verliert, wäre eigentlich logisch, schon lange überfällig und nichts weniger als zu bejubeln.
Wenn, ja wenn!

Wenn vernünftige neue politische Kräfte entsprechend stärker würden, das Land öffnen und die versteinerten Strukturen aufbrechen könnten. Dann wäre der 29. Jänner ein guter Tag gewesen.

Die Sozialdemokraten

Aber so war es nicht. Die SPÖ hat mit einer Wahlwerbung ähnlich einem „Satireprojekt“ (Der Standard) vom Verlust der ÖVP nicht nur nicht profitiert, sondern selbst noch einmal epochal verloren! Das muss man sich einmal vorstellen: die ÖVP jammert (meiner Meinung nach zu Unrecht) über die Bürde, als Regierungspartei den Unmut der Menschen über die Pandemie, den Krieg und dessen (?) Folgen zu spüren zu bekommen. Aber die SPÖ? Die Genoss:innen sind seit Jahren in der Opposition und keppeln eh gegen alles und jedes. Aber eine politische Linie und Strategie? Fehlanzeige.
Gegen hohe Preise – das soll eine politische Forderung sein? Abgesehen davon, dass auch in Wien die Preise für Energie der kommunalen Versorger genau so steigen, wie überall sonst: wo werden Preise gemacht? Sind das politische Entscheidungen? Was würde passieren, wenn die SPÖ die Wahl gewonnen hätte (eh unmöglich): würden dann die Preise sinken? Oder war und ist diese Forderung eine Verarschung der Bevölkerung, weil ohnehin nicht umsetzbar? Was wird die SPÖ das nächste Mal plakatieren? Besseres Wetter? Natürlich ist die Preissteigerung ein drängendes Problem und wer sonst, als eine Partei, die die soziale Frage auf ihren Fahnen stehen hat, muss sich darum kümmern? Aber da geht´s um Abfedern der Teuerung / um Steuerfragen / um Umverteilung (!!!). Aber nein: sie fordern, dass die Preise wieder sinken sollen. Ja eh, aber das glaubt ja genau niemand, dass das die SPÖ erreichen könnte.

Die Kleinen

Ich hatte gehofft, das die NEOS vom Desaster der ÖVP profitieren könnten, dass die sog. Liberalen aus der ÖVP (was immer das in Österreich und insbesondere in der ÖVP sein mag) zu den NEOS abwandern. Dass ein bissl mehr geistige Offenheit und der Ruf nach Transparenz für aufgeklärte, bürgerlich denkende Menschen attraktiv wären. Leider nein.

Und die GRÜNEN? Gut, ein bissl gewonnen und wieder so stark, wie vor 10 Jahren. Eh. Und viele haben sich sehr engagiert. Aber haben wir nicht gesagt, dass das die letzte Wahl ist, wo man noch etwas gegen die Klimakatastrophe machen kann? Was werden wir in 5, was in 10 Jahren propagieren? Offenbar ist das für viele Leute schon langweilig! Und die Jungen wählen die FPÖ…
Für unsere Ansprüche und unsere Verantwortung muss dieses Wahlergebnis zu wenig sein!

Und die „Freiheit“lichen

Und so muss man an diesem Tag ein demokratiepolitisches Desaster zur Kenntnis nehmen: fast alles, was ÖVP (und SPÖ) verlieren, geht zur FPÖ! Zu einer Partei, die am äußerst rechten Rand des politischen Spektrums steht. So wie sich Kickl bei den Corona-Schwurbler-Demos aufgeführt hat, hatten ja manche schon gedacht, dass er sich endgültig ins politische Abseits gedribbelt hat. Dabei rede ich noch gar nicht von den unzähligen Korruptions-Skandalen, für die FPÖ-Politiker:innen verantwortlich waren, von Ibiza (!) und gerade in Niederösterreich von der „Arbeit“ des Landesrats von ÖVPs Gnaden, Waldhäusl, den „Hanni“ bei der unerträglichen Podiumsdiskussion ein paar Tage vor der Wahl ausdrücklich gelobt hat.
Alles vergessen? Oder egal? Gewählt wurde von 1/4 der Wähler:innen die Partei der Schwurbler, der Putin-Versteher, der ungenierten Korruption und eine Partei, die beim Appell des Bundepräsidenten für die Wahrung der Menschenrechte und zum „niemals vergessen!“ sitzen bleibt und demonstrativ nicht applaudiert.

Aber egal, wie unerträglich diese Partei auch sein mag: ÖVP und SPÖ umwerben sie und kommen ihr immer wieder und immer weiter entgegen. DAS ist der Grund für diesen schwer zu ertragenden Trend nach ganz rechts in Österreich: dass keine klaren Linien gezogen werden, dass Positionen hoffähig werden, die noch vor wenigen Jahren undenkbar gewesen wären und dass eine Partei als „normal“ im politischen Diskurs behandelt wird, die nicht „normal“ ist, sondern das Land und die Demokratie umdrehen will. Wenn ein ÖVP-Innenminister ohne Zwang die Menschenrechtskonvention in Frage stellt, dann ist das 1. ein Zeichen für den Zustand der ÖVP und 2. ein Steilpass für Rechtsaussen. Dass Leute wie Schlögl seitens der SPÖ bejammern, dass die SPÖ ausgegrenzt würde (wo eigentlich?), ist ein weiterer Jammer und eine Ursache für die immer weitere Akzeptanz der FPÖ. Haben diese Berufs-Politiker:innen von SPÖVP noch immer nicht genug von ihren politischen Taktik-Spielchen, bei denen es nur darum geht, am nächsten Tag irgend einen minimalen Vorteil für sich und seine Partei herauszuholen? Ganz egal, was das längerfristig und für den politischen Zustand des Landes bedeutet?

Die politische Lage in diesem Land ist seit gestern wieder ein Stück schrecklicher und beängstigender.
Ich muss ehrlich sagen: ich fürchte mich ein bisschen…

Das alles ist ziemlich pessimistisch. Aber heute fällt mir – auch für mich selbst – keine positive Perspektive ein.

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Silvester 2023: positive Signale - Symbol für´s Neue Jahr?

2.Januar 2023 in GRÜN, interessant

Bissl gequält nach dem Müllsammeln
c Christian Bauer

Jedes Jahr wieder laden die GRÜNEN Mödling zum Silvester-Müll-Sammeln am Eichkogel ein.
Es ist ein nettes Ritual: Auslüften nach einer vielleicht langen Nacht, Treffen mit Freundinnen und Freuden – und Aufräumen im Naturschutzgebiet.

Heuer war das Wetter noch dazu sehr schön: warm und sonnig.

Es ist doch wieder ganz schön (?) viel zusammen gekommen.
c Christian Bauer
Der heisse Tee war bei dem warmen Wetter nicht essenziell, aber doch fein.
c Christian Bauer

Seit Jahren bemerken wir bei der Aktion einen Rückgang von echtem Silvestermüll (Raketen, Böllerreste, Sekt-/Champagnerflaschen). OK, immer noch zu viel, aber offenbar denken manche Leute doch ein bissl, und sei´s auch nur an ihr Geldbörsel. Und so sammeln wir an dem Tag auch viel, was in den vergangenen Monaten achtlos in der Landschaft „entsorgt“ wurde (der Anteil von Red-Bull-Dosen ist beachtlich…).

c Christian Bauer

Denn, was die Kracherei neben dem Müll auch in die Welt setzt, ist Angst bei Tieren (sicher nicht nur bei den Haustieren, sondern auch bei Reh und Wildschwein) und vor allem Feinstaub!

Jedes Jahr explodieren die Feinstaub-Werte in der Silvesternacht 🙁
c Umweltbundesamt 2.1.2023

Aber auch da ist die Tendenz eigentlich erfreulich. Vor 10 Jahren waren die Werte noch viel dramatischer.

Problem am Rande: der Parkplatz am Haus an der Weinstraße war am 1. Jänner mit Gittern abgesperrt. Für Spaziergänger*innen ist das nicht schön. OK: der Parkplatz ist Privatgrund, aber an dem Tag war nicht einmal das Lokal geöffnet. Das ist keine gute Idee 🙁

Die Straße neben dem geschlossenen Parkplatz war entsprechend verparkt (obwohl: Halteverbot…).

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Typisch! Diesmal Steiermark...

12.November 2022 in ärgerlich, jenseits, konkret

Der Behinderungen für Radfahrer*innen sind leider viele in Österreich.

Hier ein Beispiel aus der Steiermark, in dem besonders deutlich wird, wie der Radverkehr gegenüber dem Motorsierten Verkehr zurückgesetzt wird.

Es geht um den Nordwesten der Steiermark, um die Kreuzung der Ennstalbundesstraße B320 mit der Salzkammergutbundesstraße B145 bei Steinach, genauer beim Schloss Trautenfels.

Über diese Kreuzung erreicht man das Steirische Salzkammergut von Süden.

Bis vor kurzem wurde diese Kreuzung durch eine Ampel geregelt. Durch den starken – besonders LKW- – Verkehr auf der Ennstalbundesstraße gab es dort oft lange Staus. Also wurde die Kreuzung „MIV-fit“ gemacht. Die Arbeiten dauerten 3 Jahre, am 12. Mai 2021 wurde die neue Kreuzung – mit Kosten von rd. 20 Mio – eröffnet: „zu ebener Erde“ gibt es nun einen Kreisverkehr, während die B320 über eine Brücke unterbrechungsfrei über den Kreisverkehr geführt wird.

Hier das Projekt im Modell. Der Radfahrer rechts wusste natürlich noch nichts von den kommenden Schwierigkeiten, sonst wäre er nicht so dynamisch unterwegs…
Q: meinbezirk.at, 20.1.2016
https://www.meinbezirk.at/graz/c-lokales/kreuzung-trautenfels-siegerprojekt-steht-fest_a1610529

In der Region wurde viel über das Projekt diskutiert. Viele warteten sehnlich auf die neue Lösung, während andere vor dem zunehmenden (Schwer-)Verkehr warnten.

Nun gibt es in der Steiermark einige Langstreckenradwege, auf die das Land stolz ist. Einer davon ist der R7, der Ennsradweg, stark beworben von der Tourismuswerbung.
https://www.steiermark.com/de/Steiermark/Aktiv-in-der-Natur/Rad-Bike/Ennsradweg.

Der Ennsradweg hat in Irdnung eine Abzweigung zum nicht weniger interessanten Salzkammergutradweg, R19. Auch dieser natürlich im Fokus der Fremdenverkehrswerbung. https://www.salzkammergut.at/oesterreich-tour/detail/430008553/r2-r19-salzkammergut-radweg.html.

Die Abzweigung vom R7 zum R19 ist direkt bei Steinach, also in unmittelbarer Nähe zum Schloss Trautenfels und „unserer“ Kreuzung.

Auf diesem Kartenausschnitt sieht man das Problem: der Radweg macht einen großen Umweg um den neuen Kreisverkehr.
Q: https://www.salzkammergut.at/oesterreich-tour/detail/430008553/r2-r19-salzkammergut-radweg.html

Auf der Karte schaut das Ganze noch harmlos aus: als leider üblicher Umweg für die Radfahrer*innen zu Gunsten des MIV.

Konkret ist der Umweg aber dann skandalös:

Das ist die Radverkehrsumleitung vom Enntalradweg in Richtung Aussee, also in Richtung Norden:

Die Unterführung wird von vielsagenden Schildern begleitet:

„Schieben von Fahrrädern erlaubt“
…allerdings nicht bei Hochwasser…

Wenn der Grimmingbach aber ein bissl mehr Wasser führt, gibt´s eine Umleitung von der Umleitung:

Die Bundesstraße dort mit dem Rad zu überqueren ist nicht lustig!

(P.S.: der Zaun wurde wahrscheinlich von erzürnten Radfahrer*innen niedergetreten, denn von der Radwegführung ist keine Umleitung der Umleitung vorgesehen).

Ich finde, diese Stelle am Beginn des Salzkammergutradwegs R19 im Zug der „tollen“ Trautenfelskreuzung ist eine Schande und eine Zumutung!

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GRÜNES Wanderkino 2022

25.Juli 2022 in einfach nur schön, erfreulich, GRÜN, konkret

Am 22. und 23. Juli haben wir nach 2 Jahren Unterbrechung wieder ein Wanderkino in Mödling organisiert.

Und an beiden Tagen waren wieder alle Plätze im Museumspark besetzt: ich glaub, nicht nur wir, auch unsere Besucher*innen haben sich gefreut, dass wir wieder Kino machen in Mödling.

Es waren zwei besondere Abende.
Natürlich schon wegen des Wetters: auch wenn´s am Tag ungemütlich heiss war, ein Abend nach der Hitze hat schon ´was…
Am Samstag haben sich – von den Besucher*innen unbemerkt – gegen Ende des Films ein paar Regenwolken Mödling genähert. Hobby-Gärtner*innen hätte es sicher gefreut, aber wir waren ein bisl´ in Aufregung. Aber letztlich kam bei uns kein Tropfen (im Nachbarort aber schon: Danke, wem immer).

Am Freitag spielte vor dem Film Benjamin Zumpfe unter Bäumen virtuos Bach und Beethoven am Keybord – wer das ausgelassen hat, hat wirklich ´was verpasst! Vielen Dank, Benjamin für dieses Highlight!

Zum Film war das Museumspark-Kino dann voll besetzt. „Der Klavierspieler vom Gare du Nord“ hat – glaub ich – gut gefallen.

Am Samstag besuchte uns am Nachmittag Anna Mabo und sang – zum Teil begleitet von Tom Pronai – zur Gitarre ihre wunderschönen, frechen, kraftvollen, gefühl- und humorvollen Lieder.

c Walter Ulreich

Und nach Anna Mabo lief „Du bist mein Mensch“ – wieder vor vollen Reihen. Und auch dieser FIlm war – so denk ich – gut ausgewählt. [Die Abstimmung über die Filme – meistens um den Jahreswechsel – zählt zu den Höhepunkten der gruppeninternen Basisdemokratie der Mödlinger GRÜNEN 🙂 ]

Die beiden Tage des Musik- und Kinofestes wurden begleitet von einer Reihe sympatischer und wohlschmeckender Angebote von regionalen Betreiber*innen:

*) Der Mödlinger Weltladen hatte fair gehandelte Schokolade und andere Snacks, sowie Eistee mitgebracht und produzierte „live“ Popcorn vom Feinsten

*) Der Obstkreis bot Säfte, aber auch Würstel – mit eigenem Senf

c Harald Stopfer

*) Konstantin´s hatte feine Getränke, aber vor allem sehr feinen Käse dabei

c Harald Stopfer

*) Solidarische Landwirtschaft kam mit Infos und Marmeladen

c Harald Stopfer

*) Philipp Waldhans, vlg. Lebzelterei Rachenzentner bot unvergleichliche Lebkuchen

c Harald Stopfer

*) SO & SO, das Bistro aus der Südstadt machte vor Ort Burgerund Wraps und war auch für Bier (Tschöams Mödlinger Helles) und Wein zuständig

c Harald Stopfer

*) Phyll´s_food war vegan: mit Ratatouille, Tarte und Vichyssoise (kalte kalte Kartoffel-/Lauchsuppe) vertreten. Übrigens: Phyll´s gibt es nur bei Veranstaltungen

*) Der Laden31 hatte wie immer Produkte regionaler Künstler*innen dabei

c Harald Stopfer

*) Zelal Al Safadi mit syrischem Schmuck

c Harad Stopfer

*) Und auch der Tierschutzverein Mödling hat Kunsthandwerk mitgebracht.

Das GRÜNE Wanderkino ist als „Sauberhaftes Fest“ für die Beachtung ökologischer Kriterien ausgezeichnet.

Eine Veranstaltung, wie das GRÜNE Wanderkino kann nur gut funktionieren, wenn alle mithelfen. Das war auch heuer wieder so: wir hatten ein paar Helfer aus dem tra-la-lobe-Haus in Mödling, aber sonst konnte man die Mitglieder, Stadt- und Gemeinderät*innen und den Vizebürgermeister der GRÜNEN Mödling beim Tragen sehen…

Vielen Dank Euch (uns) allen!

Danken möchte ich auch…

+) …dem Abfallverband Mödling, der uns das Geschirrmobil gebracht und es wieder abgeholt hat

+) …der Stadtgemeinde Mödling, die uns mit Wasser- und Kanalanschluss, sowie mit Abfallbehältern versorgt, die Sessel + Bühne gebracht und wieder abgeholt und außerdem die Kosten des Geschirrmobils übernommen hat

+) Das City Management, das uns mit vielem, besonders aber mit der Hütte für SO & SO geholfen hat

+) …Doris Hickelsberger von der Amtsdirektion der Stadt, die uns bei den behördlichen Genehmigungen hilfreich zur Seite gestanden ist

+) …Andreas Berger, dem Intendanten des Mödlinger Sommertheaters, der uns an beiden Tagen den Saal der Europa-Sportmittelschule als Ausweichquartier überlassen hat und damit auf zwei Tage seiner Aufführungen von „Don Camillo & Peppone“ verzichtet hat. (Wir haben das gleiche Ausweichquartier wie das Sommertheater.) [Wer diese köstliche Komödie aus dem Italien der Nachkriegszeit noch nicht gesehen hat: schaut es Euch an!]

+) …Christian Polt, dem guten Geist der Europa-Sportmittelschule

+) …der Firma Rezac, die uns elektrotechnisch perfekt versorgt hat.

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Endlich: Radweg entlang der B11

17.Juli 2022 in einfach nur schön, herausfordernd, interessant, konkret

Geredet haben wir eine halbe Ewigkeit. Und mit „wir“ meine ich die GRÜNEN, die Radlobby und viele Freund*innen des Radfahrens. Seit kurzem ist der neue Radweg fertig und wurde am vergangenen Sonntag (10. Juli) eröffnet.

Der neue Radweg entlang der B11

Es geht um eine Strecke von 5 km über den Gaadner Berg.

Und es war ein glücklicher Umstand, der letztlich zu diesem Radweg führte. Seit dem Ausbau der B11 führten 3 KfZ-Spuren über den Gaadner Berg: bergauf jeweils 2 Spuren, bergab eine. (Der Grund liegt in der Zeit vor dem Bau der A21, der Außenring-Autobahn. Damals fuhren die LKWs auf der B11 und die doppelten Spuren bergauf dienten zum Überholen.)

Vor ein paar Jahren stand eine Erneuerung der Fahrbahn an und man entschloss sich, diedrei Fahrbahnen auf zwei zu reduzieren. Das Land reduziert seit einiger Zeit die Breiten der Bundes- und Landesstraßen, aber primär nicht zur Verringerung der Geschwindigkeit, sondern um Kosten (Errichtung, Erhaltung, Winterdienst) zu sparen.

Früher führten 3 Fahrspuren über den Berg

Die Idee entstand in der Landesstraßenverwaltung, einen Teil der aufgelassenen Fahrbahn für einen Radweg zu nutzen. Das wurde auf der Seite nach Heiligenkreuz schon im vergangenen Jahr umgesetzt. Ein bisserl komplizierter war der Gaadener Teil unterhalb der Steigung, dort, wo die Überholspur zu Ende war. Dort gab es keine dritte Spur, die man nutzen konnte und obendrein fällt das Gelände in diesem Abschnitt neben der B11 ziemlich steil ab. Aber nach längerer Planung und mit der Zusage einer komfortablen Förderung seitens des Landes wurde auch dafür eine Lösung gefunden, für die leider eine ganze Mange Bäume gefällt werden mussten. (Ich bin mir nicht sicher, aber das Ausmaß der Schlägerungen wirklich nötig war, aber das ist eine andere Frage.)

Die Einbindung in Heiligenkreuz ist sehr gut gelöst: man kommt vom Klosterparkplatz direkt auf den kombinierten Geh-/Radweg.

In Gaaden endet der Radweg leider beim Biotop und damit unmittelbar bei der Ortsgrenze.

Die Pominenz bei der Eröffnung
Die GRÜNEN bei der Eröffnung (Matthäus Schwalm, Heiligenkreuz; Elisabeth Chiba, Gaaden, der „Autor“, Mödling; Margot Schlegl, Heiligenkreuz)

Und so schaut der Radweg aus:

Von Heiligenkreuz in Richtung Gaaden bergauf: super!
Auf der Kuppe (links der Autobahnzubringer)
Radfahrer aus Richtung Gaaden
(Blick zurück in Richtung Kuppe) Rennradfahrer in Richtung Gaaden bergab auf der Fahrbahn
(Blick zurück in Richtung Kuppe) Radfahrerin mit Anhänger, dahinter Kind in Richtung Gaaden bergab
Verschwenk in Richtung Gaaden, weg von der Fahrbahn und unter dem Fahnbahnniveau weiter zum Biotop
Und hier ist leider Schluß mit lustig: Ende des Radwegs

Mein Eindruck vom Radweg:

*) Gut und wichtig (s. unten)
*) Bergauf ist man weg von den Autos, die hier ziemlich schnell fahren. Damit ist dieser Weg auch problemlos mit Kindern zu nutzen.
*) Ein Problem ist das Bergab-Fahren, insbesondere von schnellen Radfahrer*innen: wenn jemand bergab am Radweg und das wahrscheinlich relativ schnell fährt, ist das ein ziemlich großes Risiko, denn dafür ist der Radweg zu schmal. Als Erwachsener mit einem entsprechenden Rad sollte man auf der Fahrbahn bergab fahren! Dazu nötig ist, den Radweg mit eckigen Verkehrszeichen zu versehen (die Verkehrszeichen fehlen noch). Ich hoffe, die BH denkt so wie ich.
*) Schade ist das Ende des Radwegs in Gaaden. Und meines Wissens gibt es da auch keine Pläne zur Verlängerung.

Was nötig wäre:

*) Die Verlängerung in Richtung Mödling.
Gaaden hat sich mit der Hinterbühl auf eine Lösung für den Abschnitt von der Höldrichsmühle bis zum Ortseingang Gaaden (aus Blickrichtung von Mödling aus) geeinigt, die 2023 umgesetzt werden soll. Aber durch die Gemeinde Gaaden gibt es keine passende Lösung.

Das ist schade, denn das ist das letzte fehlende Stück auf einem Dreieckskurs, der touristisch sehr interessant wäre: Mödling – Baden – Heiligenkreuz.

Die „Wienerwald-Runde“

Die Verbindung zwischen Baden und Heiligenkreuz ist fertig, zwischen Baden und Mödling gibt es 2 Varianten (Weingartenradweg oder Wiener-Neustädter-Kanal). Jetzt gibt es den Abschnitt Heiligenkreuz bis Gaaden und 2023 von Gaaden nach Hinterbrühl (und damit bis Mödling auf Radwegen).

Diese Runde wäre 41km lang mit einer Höhendifferenz von 247m.

Mit den drei Eckpunkten wären eine ganze Reihe von attraktiven touristischen Zielen verbunden. Landschaftlich sind das Helenental, die Klausen, die Weinberge große Attraktionen.

Über Baden und Mödling sind die Einstiege in die Runde bequem aus Wien (oder Wr. Neustadt) mit der Bahn erreichbar.

Und entlang der Runde besteht eine (fast) lückenlose gastronomische Infrastruktur und auch Übernachtungsmöglichkeiten stehen zur Verfügung.

Sie wäre perfekt, diese Runde. Nur Gaaden fehlt noch…

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